Deutschland ist nicht nur faktisch zu einem Einwanderungsland geworden, sondern auch seinem Selbstverständnis nach. Unsere Gesellschaft lässt sich als „postmigrantisch“ beschreiben. „Post“ steht dabei nicht für das Ende der Migration, sondern für die gesellschaftlichen Prozesse und Kämpfe, die in der Phase nach der Migration erfolgen: politisch, wirtschaftlich, kulturell. Die Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität Berlin, Naika Foroutan, hat dazu wegweisende Studien vorgelegt. Sie hat aber auch kontinuierlich Essays publiziert, in denen sie ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Alltagsbeobachtungen und -erlebnissen verknüpft. Ihr aktuelles Buch „Es wäre einmal deutsch. Über die postmigrantische Gesellschaft“ zeigt, wie sich das Sprechen und die Positionen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Bezug auf Zugehörigkeit verändert haben: erst anklopfend-bittend, dann wütend-polemisch und schließlich gelassen-selbstbewusst. Foroutans alltagsdiagnostische Texte sind ein Spiegel unserer Gesellschaft.
Naika Foroutan: Es wäre einmal deutsch. Über die postmigrantische Gesellschaft. Ch. Links. Berlin, Jun 2023
Lesung und Gespräch