Joann Sfar gehört zu den bekanntesten und produktivsten Comic-Autor*innen Frankreichs. Als Sohn jüdischer Eltern in Nizza aufgewachsen und vom frühen Tod seiner Mutter geprägt, beginnt er schon in jungen Jahren zu zeichnen und zu schreiben. Das Zeichnen wird für Joann Sfar eine Lebensweise, ein Zufluchtsort, seine Art, die Welt zu sehen und zu interpretieren.
Eröffnet zum 21. Internationalen Comic-Salon präsentiert das Kulturamt gemeinsam mit dem Stadtmuseum Erlangen die erste Joann Sfar gewidmete Werkschau in Deutschland. Anhand von über 200 teils bisher unveröffentlichten Zeichnungen und Skizzenbüchern, Fotografien und Filmen zeichnet die Ausstellung den Werdegang eines außergewöhnlichen Künstlers nach, der die Grenzen von Comic, Literatur und Film kontinuierlich verschwimmen lässt. Sfars vielschichtiges Werk lässt sich nicht auf ein Genre festlegen. In seinen fantastischen Erzählungen tummeln sich Vampire, Seeräuber und Abenteurer, der mystische Golem und der kleine Prinz. Als Karikaturist arbeitete Sfar für „Charlie Hebdo“ und „Paris Match“, als Regisseur drehte er eine Filmbiografie über den Chansonnier Serge Gainsbourg. Seine persönlichen Skizzenbücher sind ständige Begleiter – Reflexionen der eigenen zeichnerischen Praxis und Gesellschaftsstudie zugleich.
Joann Sfar entführt seine Leser*innen in die jüdische Kultur um die Jahrhundertwende in Osteuropa, Paris und Algerien und schafft es auf bewundernswert poetische Weise, den Schrecken von Ausgrenzung, Stigmatisierung und Verfolgung mit einem freudvollen Lebenswillen seiner Figuren zu verbinden. Autobiografische Auseinandersetzungen wie „Die Synagoge“ oder „Der Götzendiener“ knüpfen an Ereignisse seiner eigenen Kindheit und Jugend an und zeichnen ein von antisemitischen Erfahrungen und dem Aufkeimen der politischen Rechten in Frankreich geprägtes Leben nach.
Sfars bekanntestes Werk, „Die Katze des Rabbiners“, wurde in 22 Sprachen übersetzt und 2011 verfilmt. Die sprechende Katze des Rabbiners begleitet die Protagonist*innen der Serie durch die jüdische Kultur und die politischen Ereignisse des historischen Algeriens. Liebevoll und ironisch zugleich fordert die Katze ihren Besitzer heraus, fungiert dabei als kritische Reflexion von Ideologie, Philosophie und Doktrin und bietet einen humorvollen und einfühlsamen Blick auf das jüdische Leben dieser Zeit.
Im Rahmen des Internationalen Comic-Salons 2024 wurde Joann Sfar mit dem Max und Moritz-Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet.