Wohin hat uns Menschen die Erkenntnis gebracht? Wohin wird sie uns im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz führen? Solche Fragen bewegen die Gedichte von Christian Schloyer. Und unverkennbar ist die Liebe zu ernsten Spielen. Wie schon im vorangegangenen Band „JUMP ‘N‘ RUN“, setzt auch „VENUS–MARS“ auf Codierungen aus der Informatik, die Sprache des Programmierens gegen das freie Flottierende der poetischen Kreativität. Schloyers Gedichte ermöglichen ihrer Leserschaft aktives Mitentscheiden, wie es im Text weitergehen soll. Dieses Verfahren ist höchst produktiv, manchmal komisch. Im Nachwort, das sich auf die Verwendung von MARS im Titel des Bandes bezieht, lesen wir: „MARS ist ein Text Adventure Game (im Stil des gleichnamigen Computerspielgenres aus den 1970er-Jahren). In diesem Spiel bist du Überlebende*r nach einer Notlandung auf dem roten Planeten. Erkunde die feindselige Landschaft und suche Zuflucht in einer von Menschen bewohnten Siedlung. Auf dem MARS bewegst du dich zwischen Traum und Realität – und weißt dabei nicht, woher deine Erinnerung an die verlorene Erde stammt.“ Können Gedichte bei der Orientierung im Spiel des Denkens und Sprechens helfen? Daran festzuhalten, ist eine Utopie dieses Bandes. (B. T.)
Christian Schloyer, geboren 1976 in Erlangen, lebt als Lyriker*in, Dozent*in und Werbetexter*in Nürnberg.
Auszeichnungen u. a.: open mike (2004), Leonce-und-Lena-Preis (2007), Förderpreis der Kulturstiftung Erlangen (2009), August-Graf-von-Platen-Förderpreis (2011), Kunstförderpreis des Freistaats Bayern (2013), Lyrikpreis München (2016), Tübinger Stadtschreiber (2017), Förderpreis zum Wolfram-von-Eschenbach-Preis (2020), Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds (2023).
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „spiel • ur • meere“, Gedichte, kookbooks, Idstein/Berlin 2007
– „panik • blüten“, Gedichte, Poetenladen, Leipzig 2012
– „JUMP ‘N‘ RUN“, Gedichte, Poetenladen, Leipzig 2017
– „VENUS–MARS“, Gedichte, Poetenladen, Leipzig, August 2024