Presseinformation 2.9.2024 – Bilanz
Erlangen, 2. September 2024
Presseinformation
Literatur, Gesellschaft, Politik
44. Erlanger Poet*innenfest – 29. August bis 1. September 2024
Mit über 13.000 Besucher*innen eine der erfolgreichsten Ausgaben
Am Abend des 1. September ging ein überaus erfolgreiches 44. Erlanger Poet*innenfest zu Ende. Bei hochsommerlichen Temperaturen strömten über 13.000 Besucher*innen zu den Lesungen, Gesprächen und Diskussionen in den Erlanger Schlossgarten und die umliegenden Veranstaltungsräume. Damit war das Festival 2024 eines der bestbesuchten seiner Geschichte. Über 100 Schriftsteller*innen, Publizist*innen und Künstler*innen waren in rund 90 Veranstaltungen bei dem viertägigen Literaturfestival zu Gast, darunter mit Nora Bossong, Zora del Buono, Maren Kames, Michael Köhlmeier, Clemens Meyer und Mithu Sanyal auch sechs für den Deutschen Buchpreis nominierte Autor*innen. Besonders bemerkenswert war das anhaltende Interesse an komplizierten politischen Themen, der Wille, auch bei Meinungsverschiedenheiten einander zuzuhören, sowie die Bereitschaft, sich auf neue Veranstaltungsformate einzulassen.
Den Auftakt des 44. Erlanger Poet*innenfests bildete traditionell die Bayern 2-Nacht der Poesie im barocken Markgrafentheater, die erstmals von Judith Heitkamp moderiert wurde. Die folgenden Abende waren den beiden aus der ehemaligen DDR stammenden Autorinnen Katja Lange-Müller und der Booker-Preisträgerin Jenny Erpenbeck gewidmet, zum Abschluss wurde der Dramatiker und fränkische Mundartdichter Fitzgerald Kusz anlässlich seines 80. Geburtstags gefeiert. An den langen Lesenachmittagen im Erlanger Schlossgarten stellten Nora Bossong, Zora del Buono, Aris Fioretos, Valerie Fritsch, Anna Katharina Hahn, Maren Kames, Behzad Karim Khani, Jan Koneffke, Isabelle Lehn, Jo Lendle, Eva Maria Leuenberger, Olga Martynova, Clemens Meyer, Luca Mael Milsch, Deniz Ohde, Frieda Paris, Christian Schloyer, der Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises Tijan Sila, Stefanie de Velasco und David Wagner ihre Neuerscheinungen vor. Die literarischen Gespräche führten Maike Albath, Anne-Dore Krohn, Dirk Kruse und Beate Tröger.
Längst sind die politischen Diskussionsrunden neben den literarischen Veranstaltungen ein zentraler und gleichwertiger Bestandteil des Erlanger Poet*innenfests. Vor dem Hintergrund der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, der politischen Situation in den USA sowie den am letzten Poet*innenfest-Tag stattfindenden Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen wurden in der Moderation von Nana Brink und Korbinian Frenzel Themen wie „Kriegstüchtig – gewappnet für morgen?“, „Vereint ohne Einheit“, „Freiheit in Gefahr?“, „America: great again?“, „Was kann Diplomatie bewirken?“, „Trotzdem sprechen“ oder „Defekte Debatten“ mit hochkarätigen Gästen diskutiert. Wieder einmal zeigte sich, dass es der Rahmen des Erlanger Poet*innenfests möglich macht, auch sehr strittige und heikle Fragestellungen in sensibler Annäherung und in gegenseitiger Wertschätzung zu diskutieren, ohne dass die Meinungsverschiedenheiten eskalieren.
Eine besonders kontroverse und intensive Diskussion trug den Titel „Zwischen den Fronten – jüdisch-palästinensischer Dialog“, an der die Autorin und Übersetzerin Najwa Juma aus Gaza, die jüdische Schriftstellerin und Kritikerin der israelischen Regierung Lizzie Doron sowie der – wie Lizzie Doron – seit Jahren um den jüdisch-palästinensischen Dialog bemühte Meron Mendel teilnahmen. Die Moderatorin Cornelia Zetzsche hatte wenige Stunden zuvor ein Videointerview mit dem israelischen Historiker Moshe Zimmermann geführt, der unter dem Eindruck weiterer toter Geiseln und den aktuellen Protesten in Israel scharfe Kritik an der Regierung übte: „Es sind die Hamas-Leute die grausam sind, aber die Komplizen sitzen in der israelischen Regierung. (…) Sie wollen weiterkämpfen, sie wollen weiter Krieg.“ Die anschließende Diskussion zeigte aber auch, dass die Verständigung in der Palästina-Frage selbst unter moderaten Teilnehmer*innen eine Mammutaufgabe bleibt. Hoffnung können da wohl nur Projekte wie das „Muslimisch-jüdische Abendbrot“ von Saba-Nur Cheema und Meron Mendel machen …
Gemeinsam mit Shida Bazyar, Sasha Marianna Salzmann und Mithu Sanyal wurde das neue Format „Kompliz*innen“ ins Leben gerufen, bei dem junge, literarische Stimmen dem Publikum in Erlangen vorgestellt wurden. Zwei Monologe von Sharon Dodua Otoo kamen in einem performativen Erzähltheater zur Aufführung, als Veranstaltung des Projekts „Weiter Schreiben“ performten syrische Autor*innen Texte über Entfremdung, Verlust und Schmerz und erstmals wurden Jugendliche und junge Erwachsene von Nana Brink und Friederike Brinkmann gefragt: „Was bewegt die Generation Z?“. Alle diese neuen und experimentellen Formate stießen auf ein unerwartet großes Interesse beim Poet*innenfest-Publikum und sollen künftig fortgeführt und weiterentwickelt werden.
Das 45. Erlanger Poet*innenfest wird vom 28. bis 31. August 2025 stattfinden.
Hauptsponsor des 44. Erlanger Poet*innenfests: Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach. Medienpartner des 44. Erlanger Poet*innenfests: Verlag Nürnberger Presse und Bayern 2. Das 44. Erlanger Poet*innenfest wird aus Mitteln der Literaturförderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt.
Veranstalter
Stadt Erlangen – Kulturamt
Abteilung Festivals und Programme
Gebbertstraße 1, 91052 Erlangen – Deutschland
Tel. +49 (0)9131 86-1408
E-Mail: info@poetenfest-erlangen.de
Website: www.poetenfest-erlangen.de