Stefanie de Velascos neuer Roman beginnt mit einem einprägsamen Bild: Eine der drei Hauptfiguren liegt in einem Bett, das zart über dem Boden schwingt – ein Eisenbett, das im Baum hängt, in einem Schrebergarten mitten in Berlin. Dieser Garten im Gleisdreieckpark ist nicht nur eine kleine, blühende Idylle mitten in der Stadt, sondern ein wichtiger Schauplatz, Dreh- und Angelpunkt des neuen Romans von Stefanie de Velasco. Die Figuren scheinen mitten aus dem Leben gesprungen zu sein, genauso wie in ihren anderen Büchern: 2013 erschien ihr Debüt „Tigermilch“, das auf die Bühne und ins Kino kam, 2019 folgte „Kein Teil der Welt“, in dem die Autorin von ihrem Aufwachsen bei den Zeugen Jehovas erzählt. In ihrem neuen Buch verhandelt de Velasco Lebensentwürfe: Hat man sich für das richtige Leben entschieden? Ist das Gras im Nachbargarten nicht doch grüner? Die drei Frauen, die im Zentrum stehen, hadern insbesondere bei einer existenziellen Frage jedoch nicht: Sie haben sich bewusst gegen das Kinderhaben entschieden. Stefanie de Velasco hat Romane vermisst, die eine zufriedene, kinderfreie Perspektive beschreiben – also hat sie selbst einen geschrieben, ohne ihn dabei zum Manifest zu machen. Darüber hinaus ist „Das Gras auf unserer Seite“ ein humorvoller und gleichzeitig ernster Roman über Freundschaften, selbstgewählte Familien, den Umgang mit alten Eltern und eine Liebeserklärung an die Großstadt Berlin. (A.-D. K.)
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „Tigermilch“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013
– „Kein Teil der Welt“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019
– „Das Gras auf unserer Seite“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2024