Als Rockmusiker hat Ache Middler eine glamouröse Vergangenheit, wurde umschwärmt und gefeiert, aber Etliches ist auf der Strecke geblieben – Bindungen waren nie seine Sache. Nun wohnt er in Berlin, und auf einmal durchbricht jemand den Sicherheitsabstand: Eine Frau, mit der er vor Jahrzehnten eine kurze Affäre hatte, liegt im Sterben und bittet ihn, der gemeinsamen Tochter von sich zu erzählen. Dadurch gerät etwas in Bewegung, Ache muss Rechenschaft ablegen, beginnt zu schreiben und erinnert sich an seine amerikanische Vorstadtjugend, die geliebte Großmutter und den gefährdeten Zwillingsbruder.
„Die dünnen Götter“ lautet der Titel von Aris Fioretos‘ neuem Roman, der auf eigenwillige und grandiose Weise die Biografie eines kompromisslosen Künstlers entwirft. Was heißt es, sich ganz einer Idee zu widmen, was bedeutet es, von dem Gedanken an ultimative Musik besessen zu sein? Dass die von der Großmutter beschworenen Schutzgeister ins Spiel kommen, die mit Luft verflochtenen „dünnen Götter“, versteht sich fast von selbst. Aris Fioretos, 1960 als Sohn eines griechischen Vaters und einer österreichischen Mutter in Göteborg geboren, schwedischer Schriftsteller, Professor für Ästhetik, Übersetzer und Verfasser eines eindrucksvollen Werks, in dem er auch die Untiefen seiner Herkunft auslotet, liefert ein vibrierendes Porträt der New Yorker Punk-Szene der 1970er-Jahre und erzählt vom Rausch der Kunst. Und den Gefährdungen, die dieser mit sich bringt. (M. A.)
Auszeichnungen u. a.: Literaturpreis der SWR-Bestenliste, Kellgren-Preis der schwedischen Akademie (2011), Romanpreis des Schwedischen Rundfunks (2016), Essay-Preis der schwedischen Akademie (2018), Frankfurter Poetikvorlesungen (2024).
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „Mary“, Roman, übers. von P. Berf, Hanser, München 2016
– „Wasser, Gänsehaut. Essay über den Roman“, übers. von P. Berf u. a., Hanser, München 2017
– „Nelly B.s Herz“, Roman, übers. von P. Berf, Hanser, München 2020
– „Atlas. Fallgeschichten zur Vermessung von Körper und Seele“, übers. von P. Berf, Residenz, Salzburg 2020
– „Die dünnen Götter“, Roman, übers. von P. Berf, Hanser, München 2024